Wednesday, May 25, 2011

Warum noch mehr arbeiten, Frau Merkel? Warum nicht weniger?

Nachdem sich die erste deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel letzte Woche über die vermeintliche Faulheit der Südeuropäer mokiert hatte, fielen die Massenmedien über die unbedarfte „christliche“ Politikerin gnadenlos her: wahrscheinlich nicht zu unrecht. Die DPA-Zitate, die herumgereicht wurden, kann man etwa hier nachlesen → Spiegel: Merkel attackiert urlaubsfreudige Südeuropäer.


Der Wahrheitsgehalt ihrer Äußerungen über verfrühtes Rentenalter, Urlaubsfreude und Arbeitszeiten von Griechen, Spaniern und Portugiesen im Vergleich zu den fleißigen Deutschen wurden von verschiedenen Seiten zumindest relativiert oder ad absurdum geführt. Die Wirklichkeit - abseits gesetzlicher Regelungen - sieht etwa die französischen Nachbarn Deutschlands an der Spitze, was die Länge des Lebensabends betrifft. Und nach einer OECD Studie verhalten sich Deutsche und Griechen hinsichtlich der Lebensarbeitszeit überraschend ähnlich:

„Ein Vergleich von Deutschland und Griechenland fördert Erstaunliches zu Tage: Das gesetzliche deutsche Rentenalter liegt mit 65 Jahren zwar sieben Jahre höher als in Griechenland. Die deutschen Männer arbeiten mit 62,1 Jahren allerdings genau gleich lang wie ihre griechischen Pendants. Auch der verbleibende Lebensabend ist mit 19,8 Jahren genau gleich lang.“ (siehe NZZ Online Bericht mit OECD Daten: Franzosen haben den längsten Lebensabend)

An dieser Stelle sollten zwei Anmerkungen zu „Lobby-Merkel“ - wie sie von ihren Landsleuten oft liebevoll genannt wird – angefügt werden, die bei dieser Diskussion leider völlig untergegangen sind:

1) die wirtschaftlichen Probleme einiger südeuropäischer EU-Lander, besonders aber Griechenlands, sind vor allem auf die jahrzehntelange politische Korruption zurückzuführen (bei der freilich die Bevölkerung zum großen Teil mitzog). Die politische Kaste Griechenlands ist korrupt bis in die Haarspitzen und der Preis dafür wird nun auf die gesamte Bevölkerung abgewälzt (wie immer, wenn der IWF das Ruder übernimmt). Sie können das nicht glauben? Fragen Sie mal ein paar Griechen!

2) Welcher Zusammenhang besteht eigentlich zwischen der einheitlichen Währung einer Union von Ländern (bzw. eines Wirtschaftsraumes mit einigen Gesetzen, die für alle gelten) und der Anzahl der Arbeitsstunden der Bürger (bis zum Pensionseintritt)? Impliziert eine gemeinsame Währung zwangsweise die Angleichung der Arbeitszeiten? Der Effektivität der Wirtschaft? Natürlich nicht. Dies ist weder eine Tatsache, noch kann es eine Norm sein. Wenn es Merkel tatsächlich um eine „gerechte“ oder „notwendige“ Angleichung von Arbeitszeiten in verschiedenen EU-Ländern gegangen wäre, dann war ihre Antwort falsch. Nicht irgendwer sollte mehr arbeiten müssen, sondern alle weniger. Wir produzieren ohnehin zuviel.


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