Monday, April 30, 2012

Timoschenko - Um Demokratie kann's gar nicht gehen


Einer der wenigen noch funktionierenden Links zu dem Überwachungsvideo, das Julia Timoschenko beim Simulieren eines schlechten medizinischen Zustandes zeigen soll, findet sich in der englischsprachigen Ausgabe der russischen Pravda: Is Tymoshenko simulating her disease? Als Datum der Aufnahme erscheint der 15. Dezember 2011.

In den wenigen deutschsprachigen Online Publikationen, die das Video überhaupt erwähnen, ist der Link zum Video schon ungültig: angeblich verstößt es gegen die YouTube Richtlinie  zu "Nackheit oder sexuellem Content" (siehe screenshot). 

Die Zeit
Hintergrund: Ist Timoschenko eine Simulantin? --> siehe Link "Angebliches Überwachungsvideo"




Im Prinzip spielt es ohnehin keine Rolle, was das Video zeigt, angesichts einer der größten Schmierenkomödien, die jemals vor der europäischen Presselandschaft zur Aufführung gekommen sind.  Die Handlung des Stücks ist so voller Ungereimtheiten, daß man gar nicht weiß, wo man anfangen soll aufzuzählen. Interessant an dem Video ist allenfalls, warum es in der Versenkung verschwinden sollte. Hier einige übriggebliebene russische Links, die noch funktionieren:


Люди похожие на Тимошенко и Власенко целуются
http://www.youtube.com/watch?v=EPiVAScirIw

zoom HQ Тимошенко Власенко секс скандальное видео засос
http://www.youtube.com/watch?v=oMjBC_AYUqU

Юлия Тимошенко в тюрьме - запись скрытой камерой
http://www.youtube.com/watch?v=iivIwEO60lM

Юлия Тимошенко симулировала что она больна!!!!!!!!!!!!
http://www.youtube.com/watch?v=M5NtsZpV008

Марш в поддержку Юлии Тимошенко (gekürzt))
http://www.youtube.com/watch?v=cvaxoHPBbUM

Тимошенко в СИЗО взасос целовалась с Власенко
http://www.youtube.com/watch?v=JioUKzuX_2E

Поцелуй Тимошенко и Власенко настоящий (gekürzt)
http://www.youtube.com/watch?v=zs5uHUwoexk

Тимошенко показала следы побоев (gekürzt)
http://www.youtube.com/watch?v=3ol2NAlU54E

Einer der wenigen Kommentare, die sich zu dem Thema finden und nicht nach der Copy&Paste Übernahme einer PR-Aussendung riechen, erschien im schweizer Tagesanzeiger:

Um Demokratie geht es nicht

Friday, April 27, 2012

More on Surveillance: U.S. Citizens Hesitate To Report Suspicious (Terrorist) Activity


News on Homeland Security Secretary Janet Napolitano's notorious “See Something, Say Something” campaign: Americans seem to feel some reluctance towards denouncing their fellow citizens, a FEMA survey found out (it is not said how many overall, just the different types of hesitation are mentioned).

For the FEMA .pdf document, click on the following headline:
Improving the Public’s Awareness and Reporting of Suspicious Activity: Key Research Findings from Literature Review, Household Survey, Focus Groups and Interviews

A summary of and comments to the survey can be found at the Center for Investigative Reporting:
Citizens fear reporting 'suspicious activity' will hurt the innocent

An infamous video (funded by the Department of Homeland Security) was shown in 2009 "at the Center for Empowered Living & Learning (CELL), an institution dedicated to addressing the global threat of terrorism, with a museum facility (called Anyone, Anytime, Anywhere: Understanding the Threat) in Denver. The facility includes exhibits on the history of terrorism and its prevention."



But even in Nazi-Germany the population didn't really jump on the Gestapo's denouncing bandwagon: contrary to myth, the willingness of Germans to denounce their fellow citizens was rather not "overwhelming", as recent historical investigations show. (see Denunziation im Dritten Reich - Die Bedeutung von Systemunterstützung und Gelegenheitsstrukturen).




Popanz 9/11


"In Europa sollen in Zukunft ebenfalls die Daten von Flugpassagieren gespeichert werden. Die EU-Innenminister einigten sich gestern in Luxemburg darauf, auch in Europa ein solches System aufzubauen", meldet heute der ORF. Die Speicherfrist soll fünf Jahre dauern und folgende Daten erfassen: Name, Adresse, Sitzplatz- und Kreditkartennummer jedes EU-Passagiers. Begründung: Bekämpfung des sog. "internationalen Terrorismus".

Und wieder einmal schwappt eine glorreiche Idee über den großen Teich. Warum diese Fixierung auf den Flugverkehr? Da böse Menschen auf jedem Verkehrsweg daherkommen können, warum sammeln wir nicht die Daten von Kreuzfahrern, Zugpendlern, Autofahrern, Radfahrern und Wallfahrern? Schließlich kann man auch zu Fuß eine Bombe auf einem Weihnachtsmarkt oder in der Kita legen. Wollen wir jetzt Soldaten vor jedem Trödelmarkt aufstellen?

Womit haben wir es eigentlich hier zu tun? Mit dem überflüssigen Versuch, die angeblich ängstlichen Bürger zu beruhigen? Mit einer Reaktion auf den Überwachungswahn der Amerikaner, Stichwort reziproke Diplomatie? Mit der traditionellen Übernahme amerikanischer Verhältnisse - die hier ohnehin keiner will? Mit dem bösartigen Versuch die vollständige Kontrolle des Staatsbürgers voranzutreiben? Wofür wird denn 9/11 noch erhalten müssen?

Und wofür in aller Welt brauchen die meine Kreditkartennummer? (Habe ich eigentlich eine Versicherung gegenüber Mißbrauch meiner Kreditkartennummer von staatlicher Seite?) Und was soll das mit meiner Sitzplatznummer? Werde ich verdächtig, wenn ich rein zufällig neben einem Salafisten nach Ägypten in den Urlaub fliege?

Wieder ein Schritt in die falsche Richtung. Anstatt die Ursachen und Motive des Terrorismus in einigen Teilen dieser Welt zu durchleuchten und zu beseitigen, wird dieser zu einem mittlerweile unerträglichen Popanz aufgeblasen und dann als Rechtfertigung für einen überdimensionalen Überwachungsapparat bis hin zum Staatsterrorismus herangezogen. Was ist denn beängstigender, die Idee des sog. "internationalen Terrorismus" oder die immer abstruser werdenden Reaktionen auf diese?



Tuesday, April 24, 2012

On the Growing State Surveillance in the USA

Guess it's fair to say that neither the Nazis nor the KGB nor the SED were in possession of more information about citizens than the NSA ... watch and learn at DemocracyNow!:


Part 1: On the Growing State Surveillance (video + transcript)
Part 2: More Secrets on Growing State Surveillance (video + transcript)

File:National Security Agency.svg


Seems as if the "German Glance" has returned to America. See also: Surveil Ordinary Citizens!


Reason Underfunded


Just a few days ago:



Why is it that this day has been totally ignored by the mainstream media around the globe? Type into some internet search engine "Global Day of Action on Military Spending" and you won't find any major news media platform mentioning this UN "action day". If there happened to be an "action", hardly anyone took notice, except some peace organizations and NGOs. Is it so unappealing that Secretary-General of the United Nations, Mr. Ban Ki-moon greeted the day by saying

“The world is over-armed and peace is underfunded” 

Is it that unimportant, boring or irrelevant when the UNODA (United Nations Office for Disarmament Affairs) announced the following:

"Global military spending continues to grow. According to the data provided by 66 Member States to the UN last year, in total, they spent 1.22 trillion dollars in 2010. According to the World Bank, less than 5 percent of that sum would be enough to achieve the Millennium Development Goals, lifting all people out of poverty."

Yes. This is just totally negligible for the infotainment.


Sunday, April 22, 2012

Watch Before You Destroy!

"Like most Americans, I know almost nothing about Iran." Rick Steve




Saturday, April 21, 2012

Don't Tell My Mother I'm in Iran

From the Don't Tell My Mother docu-series by Diego Buñuel






Friday, April 20, 2012

US: Don't Expect Too Much From 2,5 For Education


And your tax money goes to ....

http://www.accuracy.org/release/where-did-your-taxes-go/


 ... the military! Big surprise! Well, hegemony is costly. But spending ten times more for the military-industrial complex than for education of your children might show other unexpected consequences one day ... (or does it already?) 




Über die allgegenwärtige Kriegstreiberei in den Massenmedien


Der Kommentar des Historikers Kurt Gritsch im österreichischen Standard über die auffallend systematisch und einheitlich wirkende Kriegstreiberei im Infotainment.


Sind bürgerliche Qualitätszeitungen Kriegshetzer? Medienkritik aus Sicht eines Konfliktforschers

"[...] wussten Sie, dass das Assad-Regime 2011 mit Reformen begonnen hat? Dass der seit 1963 geltende Ausnahmezustand aufgehoben, Gefangene freigelassen, korrupte Gouverneure abgesetzt und die alleinigen Herrschaftsansprüche der Regierungspartei aufgegeben wurden? Wo stand zu lesen, dass Teile der innersyrischen Opposition einen Machtkompromiss mit Assad einzugehen bereit sind, während die u. a. von den USA mit Geld unterstützte Exil-opposition zu keinem Entgegenkommen bereit ist?"

Base2014 Kommentar: Nein, wußten wir nicht.
Was will man aber erwarten, wenn Information zu einem reinen Geschäft geworden ist, das in erster Linie dem Gedanken der Gewinnmaximierung unterworfen ist? Das Personal der Redaktionen wird gekürzt und journalistische Arbeitsabläufe kostengünstig optimiert, indem man sich darauf beschränkt unkritisch die Beiträge von Lieferanten zu adaptieren (Presse- und PR Agenturen), die wiederum selbst von wirtschaftlichen Interessen geleitet sind. Das Resultat ist ein Copy & Paste Journalismus, bei dem die Qualität (respektive die Wahrheit) keine Rolle mehr spielt. Teuere Auslandskorrespondenten will man sich kaum noch leisten und so erhält man Kriegsberichterstattung ohne Kriegsberichterstatter, oder im Falle der USA - Kriegsberichterstattung durch sog. "eingebettete Journalisten" - was auf dasselbe hinausläuft. Echte "war correspondents" wie Scholl-Latour, Robert Fisk oder John Pilger sind eine aussterbende Gattung. So erklärt sich die einheitliche Berichterstattung. Ob dahinter eine - von wem auch immer ausgeheckte und kontrollierte  - Strategie steckt, ist eine ganz andere Frage. Wahrscheinlich nicht, denn Krieg verkauft sich von alleine gut, viel besser als Friede, Freude und Eierkuchen. Und so entsteht und floriert die Kriegstreiberei aufgrund einer unheiligen Allianz zwischen den jeweils gewinnorientierten Interessen von Medienkonzernen und Eisenhowers "militärisch-industriellen Komplex", unter kräftiger Mitwirkung von nationalen Regierungen und privaten Interessensverbänden. (Der Grad an Einfluß der genannten Mitspieler mag von Fall zu Fall variieren.)

Thursday, April 19, 2012

Über Jahrhunderte hinweg immunisiert gegen jegliche Kritik



"Eine altgediente Religion hat im Verlauf ihrer Geschichte so viel Kritik erfahren und ertragen, daß alle überhaupt denkbaren Argumentations-figuren mit Sicherheit schon mehrfach benützt worden sind. Das gilt besonders für das Christentum; es gibt eine reichhaltige Palette antichristlicher Argumente - für den Kenner ist hier wahrscheinlich nichts Neues mehr zu erwarten. Und doch hat scheinbar keines davon eine nachhaltige Erschütterung dieser Religion bewirkt, keines liefert die eine, endgültige, zwingende Widerlegung, von der Atheisten oder Anhänger einer anderen Religion geträumt haben mögen.
Hubert Schleichert
Hubert Schleichert

Wie kommt es, daß eine Religion, die sich durch Jahrhunderte mit einer Fülle schwerster Kritik konfrontiert sehen mußte, nicht unter der Last der Angriffe zusammengebrochen ist? Vom logischen Gesichtspunkt aus ist die Unempfindlichkeit einer Ideologie gegen Kritik nicht erstaunlich. So, wie es keine konklusiven Argumente dafür gibt, gibt es eben auch keine dagegen. Wie die Argumente gegen die Wahrheit der Religion auch lauten mögen, ein routinierter Theologe weiß auf alles eine Antwort: Dies folgt aus der Struktur einer Religion, jeder Religion. Es gibt für das Argumentieren logisch keine Beschränkungen und Grenzen mehr, sobald Unfaßbares, Unverständliches, Widersprüchliches oder einfach der Glaube als Elemente der Argumentation zugelassen werden, wenn man sich von der Erfahrung abgekoppelt hat, wenn Texte je nach Bedarf wörtlich oder allegorisch, symbolisch oder auf welche Weise sonst noch interpretiert werden dürfen etc."
Hubert Schleichert in [2004, Kapitel 10 (Epilog), S.169f]



Get Outta Here!!!

Holy Crap!


Israel forces tourist to pledge to avoid pro-Palestinian activities as condition for entry


Wednesday, April 18, 2012

Abseits des deutschen Infotainments


"Die Existenz Israels wird aber nicht durch die (potentielle) iranische Atombombe bedroht – es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der Mullah-Staat sie gegen Israel einsetzen würde, wenn er nicht das Risiko eingehen möchte, innerhalb weniger Tage selbst in Schutt und Asche gelegt zu werden." Moshe Zuckermann

"Sowohl die USA als auch Israel vertreten hier kurzsichtig ihre Interessen, und die EU spielt leider mit. Die USA wollen im ölreichen Nahen Osten nur wohlgesinnte Regimes – und sie möchten den Fehler wettmachen, dass sie mit ihrem Irak-Krieg dem Iran mehr Einfluss verschafften. Aber was ist am Iran schlechter als an Pakistan oder Saudi-Arabien? Hat der Iran kein Recht auf ökonomische und politische Entfaltung? Ahmadinedschads Rechtfertigung für seine verbalen Ausfälle ist die schwärende Wunde des Unrechts Israels: 1948 Vertreibung der Palästinenser, ihre Enteignung und gewaltsame Verhinderung ihrer Rückkehr, heute ihre Diskriminierung in Israel, ihre Rechtlosigkeit in der Westbank, ihre Einkesselung in Gaza. Israel möchte von diesem Unrecht nicht reden und setzt sich stattdessen als Opfer einer hypothetischen künftigen iranischen Atombombe in Szene. Ist dieser Themenwechsel nicht sehr willkommen?" Rolf Verleger

"Wann wird Deutschland aufwachen und verstehen, dass es diesmal bedeutet, „auf der Seite der Juden zu stehen“, jene zu unterstützen, die gegen Israels Regierung kämpfen."  Yonatan Shapira

Weitere Kommentare: http://www.hintergrund.de

Aufgepaßt, Deutsche! Die Amerikaner mögen Euch!


Und Ihr mögt die Amerikaner und ihren Präsidenten, habt Ihr das gewußt? Der Online-Spiegel schaltet wieder einmal eine ungekennzeichnete Werbung, und so liest man heute in seinen Headlines: 



Dabei handelt es sich um eine Replik auf die letztes Jahr erschienene Anbiederung des umtriebigen GMF



Aufgepaßt, man achte auf die vielsagenden Fragestellungen in beiden Umfragen! Das Beste an diesen Werbeschaltungen sind ohnehin die Leserkommentare ...



Die Illusion von der Bombe, die Israel bedroht


Man braucht nicht mehr als drei Annahmen um plausibel zu machen, daß die Idee eines nuklearen Angriffs auf Israel pure Illusion ist.

Nehmen wir an, daß

1) Wenn zwei verfeindete Staaten über einsatzbereite, hinreichend gefährliche Nuklearbewaffnung sowie die Fähigkeit zu einem effektiven nuklearen Zweitschlag verfügen, werden sie keinen Erstschlag mit diesen Waffen gegeneinander führen. (Prinzip der nuklearen Abschreckung)

2) Israel verfügt über einsatzbereite, hinreichend gefährliche Nuklearbewaffnung sowie die Fähigkeit zu einem effektiven nuklearen Zweitschlag (zu Wasser und zu Lande).

3) Iran verfügt über einsatzbereite, hinreichend gefährliche Nuklearbewaffnung sowie die Fähigkeit zu einem effektiven nuklearen Zweitschlag (zu Wasser und zu Lande).

Daraus können wir schließen, daß, selbst wenn der Iran eines Tages über nukleare Bewaffnung verfügen sollte, die beiden Staaten Israel und Iran sich unter den genannten Voraussetzungen nicht gegenseitig mit Nuklearwaffen attackieren werden. Mit anderen Worten, solange das Prinzip der nuklearen Abschreckung angenommen wird - und es ist schwer zu sehen, warum es im mittleren Osten nicht anwendbar sein sollte - wird Israel von überhaupt niemandem in Reichweite seiner atomaren Sprengköpfe angegriffen werden. Schon allein aufgrund dieses simplen Arguments erscheint ein nuklearer Angriff auf Israel unwahrscheinlich.

Warum sollte also das Atomprogramm des Iran für Israel eine existenzielle Bedrohung darstellen, wie hartnäckig und monoton behauptet wird?

Werfen wir einen Blick auf eine Verschärfung der Situation und nehmen wir an, daß 2) nicht der Fall wäre, daß also Israel entweder über keine nukleare Bewaffnung oder nicht über die Kapazität für einen Zweitschlag verfügte. In diesem Fall käme die Logik des kalten Krieges 1) nicht mehr zur Anwendung, da einer der verfeindeten Staaten nicht über die vorausgesetzte nukleare Bewaffnung verfügt. Nehmen wir weiterhin 3) an, und zusätzlich, daß der Iran tatsächlich einen Angriff mit nuklearen Massenvernichtungswaffen auf Israel durchführt.

Was würde passieren?

Man sollte sich zunächst einmal darüber klar werden, daß dieses Szenario in sich völlig unplausibel ist. Wenn man voraussetzt, daß der Grund für einen Angriff auf das Land (die Fläche) Israel das von den iranischen Mullahs immer wieder bedrohlich kritisierte "zionistische Regime" Israels ist, das - so Teheran - eine Apartheids- und Expansionspolitik gegenüber den Palästinensern forciert, dann wird es letzteren wenig helfen, wenn das Land, das sie für sich beanspruchen (teilweise) nuklear verseucht wird. (Welchen Sinn sollte das haben? Man muß sich an dieser Stelle wirklich die Frage stellen, wie die Leute, die in der Öffentlichkeit die Angst vor einem Nuklearschlag verbreiten, sich diesen denn vorstellen? Eine "Megabombe", die Israel (und nicht auch gleich seine Nachbarn) tatsächlich von Landkarte radiert? Mini-Nukes? Ein "chirurgischer Nuklearangriff", der die Feinde tötet, aber die anwesenden (oder benachbarten) Freunde am Leben läßt? Der Jerusalem zerstört, aber alle sog. "heiligen moslemische Stätte" unversehrt läßt? Alles Fantastereien - wenn man nur einmal versuchen würde sich das genauer auszumalen.)
Ferner, warum sollten die schiitischen Mullahs, allesamt wohlhabende Geschäftsmänner mit Frauen und Kindern, ihr eigenes Wohlergehen und das ihres Landes aufs Spiel setzen? Für die sunnitischen Palästinenser? Wohl kaum. 
Abgesehen von der geringen Plausibilität eines iranischen Angriffs, was würde passieren? Der Iran wäre dem Untergang geweiht. Zwar haben wir hier vorausgesetzt, daß der Iran über die Fähigkeit des nuklearen Zweitschlages verfügt, die er neben Israel auch gegen andere Staaten einsetzen könnte, doch im Falle eines erfolgten Angriffes auf Israel, käme eine andere einfache Regel ins Spiel, nämlich die der Überzahl: der Iran, der jetzt schon - insbesondere in seiner unmittelbaren Nachbarschaft - weitgehend isoliert ist, sähe sich einer Überzahl an Feinden gegenüber, insbesondere der NATO, geführt von den USA und Europa. Schon für unvergleichlich geringere "Vergehen" wie solch einer hypothetischen Tragödie wurden Staaten von den USA heimgesucht, allein im letzten Jahrzehnt Afghanistan und der Irak, beides Länder, in denen bis heute das Chaos herrscht.

Ein nuklearer Angriff Irans auf Israel ist höchst unplausibel in einem Szenario, in welchem das Prinzip der nuklearen Abschreckung angewendet werden kann. Doch sogar wenn die Logik des kalten Krieges nicht angewendet wird und man dem Iran die Herstellung von nuklearen Waffen frei unterstellt - obwohl die klerikalen Führer des Iran dies aus religiösen dezidiert ausgeschlossen haben und es genauso viele Hinweise auf ein Atomwaffenprogramm gibt, wie im Irak dazumal (nämlich keine), selbst dann kann das Gerede von der Bedrohung der Existenz Israels durch einen nuklearen Iran nicht aufrechterhalten werden und schon gar nicht mit dem Hinweis auf den "Wipe off the map"-Sager eines Präsidenten, der nicht viel zu sagen hat im Regime der schiitischen Würdenträger.

Es ist sicherlich immer wieder frappierend zu sehen mit welcher Zähigkeit die Idee der iranischen Bombe im internationalen Massenmedien Infotainment unwidersprochen am Leben erhalten wird. Die viel plausibleren - geostrategischen, wirtschaftlichen und hegemonialen - Gründe in den Iran einzumarschieren gehen dabei unter. Zu diesen gehört auch der Einwand, das Zulassen der Produktion von nuklearen Sprengköpfen seitens des Irans könnte ein allgemeines Wettrüsten im ohnehin spannungsgeladenen mittleren Osten hervorrufen. Aber dieser Einwand hat zunächst einmal rein gar nichts mit der von allen Seiten beschworenen Bedrohung Israels durch den Iran zu tun. Das Problem der Verbreitung von Atomwaffen gibt es seit es Atomwaffen gibt und es beschäftigt vor allem jene Staaten, die sie schon im Besitz haben. 

Gibt es irgendeine Erklärung, warum diese Illusion von der Bombe immer weiter genährt wird?

Ja, es gibt eine durchaus einsichtige psychologische Erklärung. Die Logik der nuklearen Abschreckung kann nämlich suspendiert werden, indem man einen der Kontrahenten als Verrückten ansieht, als gefährlichen Irren, dem man keinesfalls so eine gefährliche Waffe wie die Bombe in die Hand geben darf. Das Prinzip der nuklearen Abschreckung setzt "rational agents" voraus. Irre sind aber nicht "rational agents".
Haben Sie sich selbst schon dabei ertappt, daß sie sich vorstellten, wie die "bärtigen Irren von Theheran" nervös mit der Bombe herumfuchteln? Wenn ja, woher kommt das? Zweifellos hat die nun schon jahrzehntelang andauernde Verunglimpfung der "Araber" (oder "Moslems") als unberechenbare, wilde, unzivilisierte und verschlagene Hinterwäldler dazu beigetragen, zusammen mit dem fast ununterbrochenen Strom an (echten und gefälschten) Meldungen über Anschläge des sog.  internationalen Terrorismus bishin zu den steinewerfenden Kindern der Intifada. All das suggeriert dem Gehirn das Bild von primitiven Kreaturen, denen es unmöglich ist mit einer Atomwaffe "ordnungsgemäß" umzugehen. Zusätzlich eignet sich Achmadinedschad nun wirklich vorzüglich für die Rolle des "Teufel vom Dienst" in einem an Kriegspropaganda so reichem Theaterstück (siehe Morellis Prinzipien der Kriegspropaganda). Dies sind die Ingredienzen der psychologischen Einflußnahme, die selbst jene, die diese Islamophobie kreiert haben und unermüdlich vorantreiben, schließlich dazu bringen an ihre eigenen Propagandalügen zu glauben.














Sunday, April 15, 2012

If the Iranians Really Want Something from Israel, What Is It exactly?



(50:00)
"Let's talk about the neo-cons. Who has done more damage to Israel than the neo-cons?"

(52:45)
"The American way is always "We don't talk to them!". You take the French on the other hand who have a back-channel to Teheran  right now as we speak. They always talk to their enemies, figure out what they want, see if they can give it and then - once they have decided on a policy in secret - they make it public. And that's what we need to do to Teheran. We really need to find out what they want, how far they're going on this nuclear bomb and what they need from Israel: is it the settlements in the West Bank, is it Israel's nuclear program, is it Lebanon? All these things can be worked out, I think, with the Iranians."

(54:00)
"They [Iran] are not a radical expanding power. They are a traditional state power which wants to be predominant in the Gulf. And they want to be predominant in the Gulf because they believe they have the biggest army, the rim of the Gulf is 90% Shia and they got certain demands."


(48:00)
"I think that we can look at the Iranians and look at the way they have acted in Iraq [...] - they are not suicidal. They're not Al'Qaeda, they don't wanna kill themselves, they could have done an enormous damage to us [...] but they didn't. We have to look at their recent record. We have to look at their record in Lebanon: in spite of the 2006 war they have stepped back from confrontation. They have stepped back from confrontation in Gaza [...]. So I see them as much more accommodating to a grand bargain than I would for instance the Taliban or Al'Qaeda or even huge parts of Saudi-Arabia - they just don't like us - there is a clash of civilizations there - there isn't with Iran. The Iranians are the only country in the Middle-East that really like us ... the Iranian people, not the regime."

These quotations of ex-CIA case officer in the Middle-East Robert Baer stem from a conversation in 2009, at a time when demonstrations against the clerical government took place in Teheran. Much of what Baer says represents a refreshing antidote to the world-wide mass media infotainment and war propaganda currently poisoning international politics. One of the striking questions asked in the video below is simply "What exactly do the Iranians want from Israel?" Note that this question is rarely asked in public debates and practically never by folks blinded by the notorious "wipe off the map" phrase and its endless repetitions.



Note also that in this video, Baer conjectures (at 46:25) that Iran's clerical regime might deliberately goad Israel into an attack on Iran in order to produce an "external threat/enemy", strengthening and confirming the Mullah's dominion inside Iran's not so stable power structure. This possibility has been only recently considered by others: see Former CIA Officials Say Iran’s Clerics Want to Goad Israel Into an Attack. (Sounds too adventurous though and too self-destructive)

see also: The Illusion of the Bomb Threatening the Existence of Israel







Thursday, April 12, 2012

Hat der Teufel zwar so nicht gesagt, klingt aber gut!

Deshalb wiederholen wir das so oft wie möglich und distanzieren uns wieder irgendwann davon ...

Spiegel Online

""Das Besatzerregime muß Geschichte werden."
Ahmadinedschad am 26. Oktober 2005 auf einer Konferenz zum Thema "Die Welt ohne Zionismus". Das Originalzitat "in rezhim-e eshghalgar bayad az safhe-ye ruzgar mahv shavad" wurde oft irrtümlich übersetzt mit "Israel muß von der Landkarte radiert werden." Das hat der iranische Präsident so nicht gesagt."

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Spiegel Online:
19.02.2009Schröder trifft Ahmadinedschad

"Berlin - Dieses Treffen wird einige Empörung hervorrufen. Immerhin ist der Gesprächspartner jener Mann, der dazu aufruft, Israel "von der Landkarte" zu tilgen." 



Spiegel Online:
11.04.2009Das geliebte Feindbild

"Aus seinem Wunsch, Israel von der Landkarte des Nahen Ostens getilgt zu sehen, hat Ahmadinedschad in der Tat keinen Hehl gemacht."




Spiegel Online:
20.04.2009Israel protestiert gegen Schweizer Empfang für Ahmadinedschad

"Das Meeting zwischen dem Eidgenossen und dem notorischen Holocaust-Leugner, der gedroht hatte, Israel von der Landkarte auszuradieren, ist den Israelis sauer aufgestoßen." 


Spiegel Online
19.05.2009Obamas unmögliche Nahost-Mission

"Obama weiß, dass Iran Israel nicht angreifen wird, denn so sehr sich die Ajatollahs und die Mullahs "eine Welt ohne Zionismus" wünschen und dass Israel von der Landkarte beziehungsweise aus dem Buch der Geschichte verschwinden möge, noch lieber leben sie in Saus und Braus - und schicken, wenn es sein muss, andere ins Paradies. Ein atomarer Präventiv- oder Gegenschlag Israels würde deren Luxusdasein unwiderruflich beenden."


Spiegel Online
26.09.2009Zuckerbrot und Peitsche

"Hat Israel in Bezug auf Iran nicht allen Grund zur Sorge? Präsident Mahmud Ahmadinedschad will, dass Israel von der Landkarte verschwindet, und leugnet den Holocaust."


Spiegel Online
01.03.2012Ein Krieg, den keiner gewinnen kann

"Doch Irans Weigerung, den vollen Umfang seines Atomprogramms offenzulegen nährt die Befürchtungen. Hinzu kommen wiederholte Drohungen des Regimes, Israel von der Landkarte tilgen zu wollen."


Spiegel Online

"Deshalb noch mal ganz einfach: Iran will, dass Israel von der Landkarte verschwindet, das hat der verrückte Führer dort oft genug gesagt. Damit ist Iran erst mal der Aggressor in dieser Angelegenheit ..." 

Die Keule oder Das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig


Nicht ganz zehn Jahre ist es her, da erklärte die Friedensaktivistin, Autorin und Ex-Erziehungsministerin Israels Shulamit Aloni, was die Antisemitismuskeule ist, in den USA sowie in Europa, je nachdem.



Der kurze Ausschnitt aus einem Interview mit Amy Goodman (der Frontfrau von Democracy Now!) fehlt - wenig überraschend - im deutschen Wikipedia Eintrag, während er im englischsprachigen vorhanden ist:

Goodman: Yours is a voice of criticism we don't often hear in the United States. Often when there is dissent expressed in the United States against policies of the Israeli government, people here are called anti-semitic. What is your response to that as an Israeli Jew?


Aloni: Well, it's a trick, we always use it. When from Europe somebody is criticizing Israel, then we bring up the Holocaust. When in this country people are criticizing Israel, then they are anti-Semitic. And the organization is strong, and has a lot of money, and the ties between Israel and the American Jewish establishment are very strong and they are strong in this country, as you know. And they have power, which is OK. They are talented people and they have power and money, and the media and other things, and their attitude is "Israel, my country right or wrong", identification. And they are not ready to hear criticism. And it's very easy to blame people who criticize certain acts of the Israeli government as anti-Semitic, and to bring up the Holocaust, and the suffering of the Jewish people, and that is justify everything we do to the Palestinians.

Nun, 10 Jahre danach, wurde die deutsche Öffentlichkeit wieder einmal Zeuge der großzügigen Anwendung dieser rustikalen wie einfachen aber auch äußerst erfolgreichen Methode, als der deutsche Schriftsteller Günther Grass letzte Woche ein Gedicht veröffentlichte, in dem er das Land Israel kritisierte (er hätte vielmehr verschiedene Regierungen Israels kritisieren sollen, denn Israel besteht ja nun wirklich nicht nur aus Kriegstreibern, ganz im Gegenteil). Logisch gesprochen ist die Keule ein argumentum ad hominem (also überhaupt kein Argument), praktisch gesehen ein Totschlagargument oder killer phrase. Und wie die Keule da niedersauste auf das Haupt des deutschen Nobelpreisträgers für Literatur! Grass hatte sie aber schon  im Gedicht selbst vorausgeschickt: "das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig." 



Wednesday, April 11, 2012

Das kann doch nicht wahr sein !?


"[...] Und dann haben wir den großen Konzern von Springer, den tonangebenden Konzern in den Printmedien, und Springer ist explizit, ausgesprochen verpflichtet amerikanischen und israelischen Interessen. D.h. jeder Redakteur, jeder Mitarbeiter muß bei Einstellung eine entsprechende Erklärung unterschreiben, daß er nicht anti-amerikanisch und anti-israelisch veröffentlicht [...]" Jürgen Elsässer in einem Interview über die Deutsche Medienlandschaft

Dem Springer Verlag gehören in Deutschland etwa
Bild, Bild am Sonntag, Die Welt, Welt Kompakt, Euro am Sonntag, Welt am Sonntag,
Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, B.Z., B.Z. am Sonntag,
Audio Video Foto Bild, Auto Bild, Bild der Frau, Bildwoche, Computer Bild, Computer Bild Spiele, 
Euro, Fonds&Co., Frau von Heute, Funk Uhr, Hörzu, Jolie, Mädchen, Markt und Mittelstand, 
Metal Hammer, Musikexpress, Popcorn, Rolling Stone, Sport Bild, Starflash, TV Digital, TV GUIDE, 
TVneu, Yam!, ...

Gibt es irgendwelche glaubhaften Bestätigungen für Elsässers Behauptung?

Wednesday, April 4, 2012

Vier Mythen zum iranischen Atomwaffenprogramm


Lesenswert und verbreitungswürdig: eine Analyse des Bonn International Center for Conversion (BICC) zur sog. Bedrohung durch das iranische Atomprogramm: pdf


Mythos Nummer eins: „Iran strebt nach Atomwaffen“ 
Mythos Nummer zwei: „Die Zeit wird knapp“
Mythos Nummer drei: „Wenn der Iran die Bombe hat, ist Israel existenziell bedroht“
Mythos Nummer vier: „Mit Isolierung und Sanktionen kann man den Iran zur Aufgabe der Urananreicherung zwingen“

Sunday, April 1, 2012

Listen Carefully to Mr. Blix!


Another important document regarding the war propaganda against Iran: Hans Blix, former Director General of the International Atomic Energy Agency in Vienna, talks about the the US government's use of faked evidence before the Iraq war and the duty of the agency to thoroughly review and present to the public the "information" passed to them by various secret services. (A damn good advice!) Blix also points out his doubts in respect to the infamous "wipe off the map" saying (still being repeated ad nauseam by Western politicians and  mass media infotainment). He makes clear what it means to get near to a decision to produce nuclear weapons and to effectively produce them and mentions the reluctance of any country to let each of their military sites be inspected by a 3rd party. Blix states that in the 1980ies the Iranians "were denied the import of enriched uranium for their research reactor. They tried to buy it from the US and paid but they didn't get it and they didn't get the money back. So they can say that there is some justification that they do not rely the outside world to deliver and that this is the background why they start their own ... "

Lots of interesting information and memorable statements in this Al Jazeera interview, essentially consistent with the summary given by German Jürgen Elsässer in the previous post.

"As you know, it is easy to start a military affair but it is much more difficult what happens the day after."
Hans Blix