Der Kommentar des Historikers Kurt Gritsch im österreichischen Standard über die auffallend systematisch und einheitlich wirkende Kriegstreiberei im Infotainment.
Sind bürgerliche Qualitätszeitungen Kriegshetzer? Medienkritik aus Sicht eines Konfliktforschers
"[...] wussten Sie, dass das Assad-Regime 2011 mit Reformen begonnen hat? Dass der seit 1963 geltende Ausnahmezustand aufgehoben, Gefangene freigelassen, korrupte Gouverneure abgesetzt und die alleinigen Herrschaftsansprüche der Regierungspartei aufgegeben wurden? Wo stand zu lesen, dass Teile der innersyrischen Opposition einen Machtkompromiss mit Assad einzugehen bereit sind, während die u. a. von den USA mit Geld unterstützte Exil-opposition zu keinem Entgegenkommen bereit ist?"
Base2014 Kommentar: Nein, wußten wir nicht.
Was will man aber erwarten, wenn Information zu einem reinen Geschäft geworden ist, das in erster Linie dem Gedanken der Gewinnmaximierung unterworfen ist? Das Personal der Redaktionen wird gekürzt und journalistische Arbeitsabläufe kostengünstig optimiert, indem man sich darauf beschränkt unkritisch die Beiträge von Lieferanten zu adaptieren (Presse- und PR Agenturen), die wiederum selbst von wirtschaftlichen Interessen geleitet sind. Das Resultat ist ein Copy & Paste Journalismus, bei dem die Qualität (respektive die Wahrheit) keine Rolle mehr spielt. Teuere Auslandskorrespondenten will man sich kaum noch leisten und so erhält man Kriegsberichterstattung ohne Kriegsberichterstatter, oder im Falle der USA - Kriegsberichterstattung durch sog. "eingebettete Journalisten" - was auf dasselbe hinausläuft. Echte "war correspondents" wie Scholl-Latour, Robert Fisk oder John Pilger sind eine aussterbende Gattung. So erklärt sich die einheitliche Berichterstattung. Ob dahinter eine - von wem auch immer ausgeheckte und kontrollierte - Strategie steckt, ist eine ganz andere Frage. Wahrscheinlich nicht, denn Krieg verkauft sich von alleine gut, viel besser als Friede, Freude und Eierkuchen. Und so entsteht und floriert die Kriegstreiberei aufgrund einer unheiligen Allianz zwischen den jeweils gewinnorientierten Interessen von Medienkonzernen und Eisenhowers "militärisch-industriellen Komplex", unter kräftiger Mitwirkung von nationalen Regierungen und privaten Interessensverbänden. (Der Grad an Einfluß der genannten Mitspieler mag von Fall zu Fall variieren.)
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